Sanierung geht vor Neubau

Das Wachtberger Rathaus ist in die Jahre gekommen. Es muss dringend etwas getan werden, um ein gutes Arbeitsumfeld sicherzustellen. Aber wie erreichen wir das? Durch Neubau oder durch Sanierung mit größtmöglichem Substanzerhalt? Der Bürgermeister und die schwarz-grüne Ratsmehrheit favorisierten von Anfang an einen Neubau. Aus unserer Sicht ist eine Sanierung einem Neubau vorzuziehen, natürlich unter Berücksichtigung der Kosten.

Bei den bisher vorgelegten Studien und Konzepten wurde die Ökobilanz vernachlässigt. Ein Neubau ist aber viel klimaschädlicher als eine Sanierung. Außerdem werden Flächen versiegelt, also wertvolles Ackerland oder Rückzugsräume für die Natur. Beides ist in Wachtberg Mangelware. Wenn die Fläche nicht zentral in Berkum liegt, was wahrscheinlich ist, entsteht ein neues Zentrum und das alte verödet.

Es wird argumentiert, das Rathaus sei ohnehin zu klein. Aber: Wie viel Arbeitsfläche brauchen wir in Zukunft wirklich? Ohne Homeoffice wird man als Arbeitgeber schnell unattraktiv, die Digitalisierung soll Arbeitskräfte einsparen und die Einwohnerzahl wird auch in Wachtberg nicht unendlich wachsen.

Der Bürgermeister verwies immer wieder auf den maroden Zustand des Gebäudes und die hohe Schadstoffbelastung der Beschäftigten. Auf Drängen der Opposition wurde schließlich ein Schadstoffkataster in Auftrag gegeben und letzten Dezember im Rat vorgestellt. In ihrer Zusammenfassung listet die Verwaltung viele verschiedene Schadstoffe auf, gefährliche Abfälle, die schwer zu entsorgen sind, und kommt zu dem Schluss, “dass weitere Reparaturen und eine mögliche Gebäudesanierung erschwert und nur mit erheblichem Mehraufwand durchgeführt werden können“.

Das Kataster selbst liest sich weniger dramatisch. Schadstoffe finden sich in Klebern, Fugenmassen, Fensterkitt und in den Anstrichen von Spezialrohren. In vielen Wachtberger Häusern, die zur gleichen Zeit gebaut wurden, dürfte es ähnlich aussehen, ohne dass sie gleich geräumt werden müssten. Und tatsächlich ist die Entsorgung immer aufwändig, unabhängig davon, ob es sich um eine Sanierung oder einen Abriss handelt.

Nun soll in einer nicht öffentlichen Arbeitsgruppe über das weitere Vorgehen beraten werden. Für einen Neubau fehlen aus unserer Sicht bisher die zwingenden Argumente, was übrigens auch Inhalt zweier kluger Bürgeranträge war, die leider mehrheitlich abgelehnt wurden.